Europas letzte Sherpas sind in der Slowakei zu finden
Träger wurden in der Welt nach und nach durch Transportmittel ersetzt, aber in der Slowakei lebt dieser ungewöhnliche Beruf noch weiter.

Weltweit einzigartig: Lastenträger im Gebirge

In der Hütte, die sich unter den Berggipfeln versteckt, sitzen Touristen und genießen ein leckeres Mittagsmahl. Die Zutaten, aus denen es gekocht wurde, sowie das Holz, das gerade im Kamin knistert und die außergewöhnlichen Räume beheizt, wurden von keinem Auto zur Hütte hinaufgebracht. Sie wurden auf dem Rücken von Lastenträgern dorthin getragen. Sie sind einzigartig in der Welt und in dieser Form ist ihr Beruf nur in der Slowakei erhalten geblieben.


Träger wurden in der Welt nach und nach durch Transportmittel ersetzt, aber in der Slowakei lebt dieser ungewöhnliche Beruf noch weiter. Sie bringen die Waren zu touristischen Hütten, zu denen weder eine Straße für Autos noch eine Seilbahn führt. Im slowakischen Hochgebirge – der Hohen Tatra – gibt es mehrere Berghütten in Schutzgebieten mit höchstem Schutzniveau, die gleichzeitig im UNESCO-Biosphärenreservat liegen. Dank Lastenträgern können diese Orte das ganze Jahr über auf umweltfreundliche Weise versorgt werden, ohne das Schutzgebiet zu beeinträchtigen.


Touristenattraktion
Die Arbeit eines Lastenträgers erfordert eine Person mit körperlicher und geistiger Stärke, die fähig ist, in schwierigem Gelände und bei unvorhersehbarem Wetter eine schwere Last zu tragen. In der Hohen Tatra können Touristen den Lastenträgern direkt auf Wanderwegen begegnen. Sie sind eine große Attraktion und müssen oft neugierige Fragen von Leuten beantworten, wenn sie den Berg hinaufsteigen oder sich auf einen Felsen stützen, um sich auszuruhen. Insgesamt vier Hütten werden von Lastenträgern mit Waren beliefert. Die höchstgelegene von ihnen ist die Hütte unter der Meerensee-Spitze (Chata pod Rysmi), die in der Nähe der slowakisch-polnischen Grenze auf einer Höhe von 2.250 Metern über dem Meeresspiegel liegt. Aufgrund ihrer einzigartigen Lage und der schönen Aussicht ist sie eine große Attraktion für Touristen. Sie wird von Touristen aus der ganzen Welt besucht.


Ältester Lastenträger
Viktor Beránek führt die Hütte unter der Meerensee-Spitze seit 30 Jahren. Er selbst ist im Alter von 72 Jahren zugleich auch Lastenträger. Seitdem er sich diesem Beruf verschrieben hat, hat er mehr als 6.000 Aufstiege mit 300 Tonnen Last absolviert. Als 50-Jähriger stellte er einen persönlichen Rekord auf, als er eine 122,5 Kilogramm schwere Last auf seinen Schultern den Berg hinauftrug. „Die Berge haben mich in ihren Bann gezogen. Sie sind herrlich und das Leben in ihnen ist sehr vielschichtig. Was wir Träger an unserer Arbeit lieben, ist die Freiheit und die Stille, was in der heutigen Welt von großemWert ist“, sagt Viktor Beránek.


Sie wollen Teil der UNESCO sein
Derzeit sind 50 professionelle Lastenträger in der Slowakei tätig. Während der touristischen Saison schließen sich auch Ferienarbeiter und Freiwillige ihren Reihen an. Sie tragen täglich Lebensmittel und Drogerieartikel, aber auch Bierfässer und Baumaterial zu den touristischen Hütten hinauf. Aufgrund ihrer Einzigartigkeit wurden die Lastenträger in die Liste des immateriellen Kulturerbes der Slowakei aufgenommen. Gleichzeitig versuchen sie, in die UNESCO-Liste des Weltkulturerbes aufgenommen zu werden.

 

Foto © MARTIN MALIČKÝ

Beispiellose Rennen

Gefeiert wird dieser unkonventionelle Beruf bei der Sherpa Rallye, dem ältesten Lastenträger-Rennen der Welt. Die teilnehmenden Frauen und Männer wetteifern darin, wer in kürzester Zeit eine Last zur Berghütte hinaufträgt. Die Veranstaltung findet jedes Jahr im Herbst statt und das Ziel ist jedes Mal eine andere Berghütte. Dieses Jahr am 19. Oktober werden die Träger ihre Fracht zur Räuberhütte (Zbojnícka-Chata) hinaufschleppen. Es gibt ein weiteres traditionelles Lastenträger-Rennen in der Slowakei – Nosičská stovka. Die Veranstaltung wird von der Lastenträger-Gemeinde zu Ehren ihres tragisch verstorbenen Freundes Juraj Petranský organisiert. Sie findet jedes Jahr vor der Sommersaison statt.

Foto © MARTIN MALIČKÝ

Auch Baumaterial wurde auf dem Rücken transportiert


Der Beruf des Bergträgers entstand nach historischen Aufzeichnungen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Zu dieser Zeit begannen Wissenschaftler, Expeditionen in die Berge zu unternehmen, um sie zu erforschen und zu vermessen. Sie brauchten starke Männer, um ihr Gepäck in das bergige Gelände zu tragen. Die einheimischen Bergbewohner nutzten diese Gelegenheit. Sie kannten die Bergwelt sehr gut und waren in ausgezeichneter körperlicher Verfassung. Nach der Fertigstellung der Eisenbahn wurde die Hohe Tatra zu einem sehr attraktiven Reiseziel und die Lastenträger hatten genug Kundschaft. Schließlich waren und sind es bis heute die Lastenträger, die maßgeblich zur Entwicklung der beliebtesten Tourismusregion der Slowakei beigetragen haben. Ohne sie wäre keine der hiesigen Berghütten entstanden. Es ist kaum zu glauben, dass sie es schafften, sämtliches Baumaterial auf ihren Rücken in die unberührte Natur unter den Gipfeln der Tatra zu tragen. Die älteste Berghütte, die Téryhütte, dient seit dem 21. August 1899 bis heute Touristen. Sie ist eine von sieben Hütten in der Slowakei, die durch Lastenträger versorgt werden. Weitere Berghütten der Hohen Tatra sind die Hütte unter dem Rysy (Chata pod Rysmi), die Räuberhütte (Zbojnícka chata) und Zamkovského-Hütte. In der Niederen Tatra gibt es die M.R. Štefánik-Hütte (Chata generálna M.R.Štefánika) and die Hütte Útulňa Andrejcová. In der Großen Fatra bringen Lastenträger das ganze Jahr über Waren zur Chata pod Borišovom.

Foto © Ivan BOHUŠ

Lastenträger für einen Tag

Vor der diesjährigen Sommersaison wird nach seiner Modernisierung das Mini-Museum der Lastenträger wiedereröffnet. Es befindet sich in Starý Smokovec, dem ältesten Dorf unterhalb der Hohen Tatra. Das Museum im nationalen Kulturdenkmal Švajčiarsky dom bietet einen geradezu symbolischen Überblick über Vergangenheit und Gegenwart dieses einzigartigen Berufs. Die Menschen kommen auch für ein außergewöhnliches Erlebnis ins Museum. Angeführt von Bergführern und Lastenträgern können sie diesen Beruf ausprobieren und selbst eine Last auf ihren Schultern zu einer der Tatra-Berghütten hinauftragen. Die einfachere Version kann mit Unterstützung von Profis von Menschen unterschiedlichen Alters gemeistert werden, während körperlich fittere Leute beim Lastentragen wetteifern können. „Wir sind stolz auf das Handwerk, das sich in der Hohen Tatra entwickelt hat und bis heute in seiner ursprünglichen Form fortbesteht. Touristen kommen zu uns für neues Wissen und starke Emotionen ", sagt Štefan Bačkor, der das Museum und andere Aktivitäten im Švajčiarsky dom leitet. Dazu gehören beispielsweise regelmäßige Vorträge und Erlebnisabende, die auch in englischer Sprache organisiert werden.

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