Stolz einer jeden christlichen Stadt ist die Pfarrkirche. Ohne Zweifel gilt das auch für den größten, ältesten und großartigsten Bratislavaer Dom, den Martinsdom.
An seinem Beginn stand die päpstliche Genehmigung, die dem Allerheiligsten Erlöser geweihte Propstkirche von der Burg in die Vorburg zu verlegen. Der Heilige Vater Innozenz III. entsprach im Jahre 1221 in dieser Angelegenheit dem Ansuchen des ungarischen Königs Emmerich. Der Umbau, der ab dem 14.Jahrhundert unter dem Patronat des Herrschers und des Stadtrates realisiert wurde, prägte schon damals die gotische Form der städtischen Pfarrkirche.
Der Martinsdom war in den Jahren 1563 bis 1830 Krönungskirche. Der erste hier gekrönte Herrscher war Maximilian II. Die feierliche Krönungszeremonie spielte sich am 8. September 1563 ab. Nach ihr erfolgten weitere achtzehn, unter ihnen auch die am 25. Juni 1741 erfolgte Krönung Maria Theresias. Der letzte, der unter der Bleistatue des hl. Martins die königliche Stephanskrone empfing, war Ferdinand V. Dies fand am 28. September 1830 statt. Das unvollständige Verzeichnis von 11 Königen und 8 königlichen Gemahlinnen, die im Bratislavaer Dom gekrönt wurden, befindet sich auf einer an der linken Seite des Presbyteriums angebrachten Tafel. Jedes Jahr wird nach und nach die Krönung der einzelnen Herrscher während der beliebten Krönungsfeiern aufgeführt.
Die allmähliche Barockisierung des Domes konzentrierte sich hauptsächlich auf das Innere und auf den Bau der vierten Kapelle. In den Jahren 1732 bis 1734 erweiterte man an der Nordseite den Grundriss der Kirche um die Kapelle des hl. Johannes des Almosengebers, die zu den künstlerisch wertvollsten Denkmälern in ganz Bratislava gehört. Die Barockkapelle errichtete man wahrscheinlich nach einem Projekt von Georg Raphael Donner (1693-1741). Der bewährte Künstler Georg Raphael Donner wurde auch mit weiteren Aufträgen im Innern des Bratislavaer Domes betraut. Anstelle des entfernten gotischen Altars errichtete man einen neuen massiven Barockaltar, in dem Donners monumentale Statuengruppe des heiligen Martin dominierte. Das wunderbare Bildhauerwerk, geschaffen um das Jahr 1744, stellt einen, aus dem nahen Pannonien stammenden, römischen Soldaten dar, der mit energischem Säbelhieb seinen Mantel zerteilt, um die Hälfte einem unter der Kälte leidenden Bettler zu geben.
Für die Vernichtung des Barockturms im Jahre 1833 sorgte ein durch einen Blitz hervorgerufenes Feuer. Das war drei Jahre nach der letzten, im Dom erfolgten, Krönung. Mit der Reparatur betraute man den berühmten klassizistischen Pressburger Architekten Ignaz Feigler d.Ä. Der griff nach der damals modischen romantischen Neogotik. Er gab dem Turm ein neogotisches Aussehen, das er bis heute hat. In der Gegenwart erreicht der Turm des Bratislavaer Domes eine Höhe von 85 m. An seiner Spitze befindet sich ein vergoldetes Kissen mit den Ausmaßen von 2 x 2 Metern. Auf der Unterlage liegt die vergoldete Kopie der ungarischen Königskrone. Die Nachbildung erreicht die Höhe von einem Meter und hat ein Gewicht von 300 Kilogramm. Im Glockenstuhl hängen zwei Glocken – die größere wird Wedderin genannt.
Quelle: Vydavateľstvo Dajama