Blaue Augen der slowakischen Berge

Die Tatraseen werden Bergseen genannt. Sie sind die "Augen" der Tatra und bilden zusammen mit den Tatragipfeln ein unvergleichliches Bild. Jeder der Seen bezaubert den Besucher durch eine spezifische Färbung, die durch seine Lage und die Schatten der umgebenden Bergkulisse gegeben ist.

Die meisten der slowakischen Seen sind Gletscherseen, wobei sich nahezu alle in der Tatra befinden. Sie sind Überbleibsel der Gletschertätigkeit in der letzten Eiszeit, während der das Wasser der geschmolzenen Gletscher die Oberflächenvertiefungen ausfüllte. Allein in der Hohen Tatra kann man mehr als 100 finden. Der größte (20 ha) und tiefste (53 m) ist Veľké Hincovo pleso.

Durch ungleichmäßige glaziale Erosion entstanden in der Tatra auch Wasserfälle. Der höchste von ihnen ist Kmeťov vodopád im Tal Nefcerka. Seine einzelnen Stufen haben eine Höhe von ungefähr 80 m. Viele Wasserfälle sind mehrstufig und ihre Kaskaden sind die Attraktion mehrerer Täler.

Zu den bekanntesten gehören die Wasserfälle des Baches Studený potok, die zu den am häufigsten besuchten touristischen Zielen in der Tatra gehören. Sie bilden ein kompliziertes System mehrstufiger Kaskaden Am oberen Wasserfall Obrovský vodopád bietet sich eine schöne Aussicht von der Brücke auf die Tatramagistrale. Das weiß schäumende Wasser fällt zwischen zwei Felsen durch eine Rinne bis zu einer Tiefe von 20 m. Der tiefer gelegene Trojitý vodopád hat im Ungarischen und im Deutschen einen poetischen Namen, den man als "Wasserfall der Künstler" übersetzen kann. Er liegt versteckt im Wald und die Touristen besuchen ihn selten. Unterhalb des Zusammenflusses der Bäche Veľký und Malý Studený potok liegen vier weitere Wasserfälle. Der höchste von ihnen ist die Kaskade des Malý vodopád. In einer Höhe von 1 247 m ü.d.M. liegt Skrytý vodopád. Unter ihm befindet sich in einer Höhe von 1 226 m die untere Kaskade des Veľký vodopád. Seine höchste Kaskade misst 13 m. Schöne Wasserfälle kann man auch außerhalb der Tatra in anderen slowakischen Gebirgen finden – z.B. im Slowakischen Paradies.

Eine Rarität der slowakischen Gewässer ist der berühmte Geysir Herliansky gejzír, der in dem ehemaligen Kurort Herľany im Osten der Slowakei aus der Erde entspringt. Das Wasser steigt hier annähernd 20 bis 30 Minuten bis zu einer maximalen Höhe von 20 m empor. Da sich dieses Naturschauspiel etwa jeden zweiten Tag abspielt, sollte man sich über die vorausgesetzte Zeit der nächsten Eruption telefonisch in Herľany informieren.

Autor: Marián Ondrišík